Süßer Code per Laserdruck

Fluoreszenzmarkierung für fälschungssichere Produkte

Beitrag von Dr. Felix Löffler, Biomolekulare Systeme Max-Plank-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG), Potsdam

Eine neue Methode könnte die Produktfälschung zukünftig deutlich erschweren. Mittels Laserübertrag und gleichzeitigem „Karamellisieren“ ist es möglich, einzigartige, nicht kopierbare Fluoreszenzmuster schnell, umweltfreundlich und preiswert zu erzeugen.

Durch Fälschungen von Elektronik, Zertifikaten oder Medikamenten entstehen jährlich weltweit wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe. Schätzungen des EU-Statusberichts über Rechtsverletzungen (EQUIPO, 2019) zufolge betragen die Umsatzeinbußen der europäischen Pharmaindustrie, die jährlich durch gefälschte Medikamente entstehen, rund 9,6 Milliarden Euro [1]. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt der Fälschungsanteil von Arzneimitteln, die über nicht autorisierte Online-Versandhändler bezogen werden, bei 50 Prozent [2]. Um dagegen anzugehen, werden Medikamentenverpackungen seit 2019 EU-weit mit Sicherheitsmerkmalen versehen [3]. Aktuell verwendete Materialien zur Fälschungssicherheitserkennung, die zum Beispiel in fluoreszierenden Hologrammen zur Anwendung kommen, enthalten in der Regel toxische, anorganische Bestandteile. Hinzu kommt, dass die meisten dieser Techniken binnen 18 Monaten kopiert werden können, nachdem die fluoreszierende Verbindung entschlüsselt wurde.

 

Laserbasierte Methode zur Erzeugung von süßen Fluoreszenzmustern

Ein Team am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung (MPIKG) möchte dagegen vorgehen und hat in einer Veröffentlichung im Fachjournal Nature Nanotechnology einen ganz neuen Ansatz für nicht kopierbare Nanomuster vorgestellt [4]: Zunächst wird ein dünner Zuckerfilm, bestehend aus einfachen Monosacchariden, mit einem Laser beschossen (Abb. 1). Bei dieser Blitzsynthese „karamellisiert“ der Zucker in Millisekunden und gleichzeitig druckt der Laser auf eine gewünschte Oberfläche „Karamellmuster“. Obwohl zwei erzeugte Muster makroskopisch gleich erscheinen können, sind die dabei entstehenden Mikro- und Nanostrukturen komplett zufällig. Ähnlich wie beim Eintrocknen eines Kaffeetropfens kann man die entstehenden mikroskopischen Muster nicht vorhersagen, was diese nicht kopierbar und somit fälschungssicher macht. Die Mikro- und Nanostrukturen lassen sich in beliebigen makroskopischen Mustern drucken, wie zum Beispiel künstliche Fingerabdrücke (Abb. 2a).

Je nach gewählten Laserparametern und Zusatzstoffen fluoreszieren die Muster unter dem Scanner in einmaligen Farbabstufungen von Rot, Grün oder Blau. Jedes Zuckermuster besitzt dabei eine einzigartige mikroskopische Verteilung dieser Farben (Abb. 2b). Zusätzlich ist auch die Topographie im Nanometerbereich einzigartig (Abb. 2c).

Erzeugung einer Materialbibliothek

Wie für eine gute Crème brûlée musste zuerst das beste Rezept herausgefunden werden. Durch die Einfachheit und Schnelligkeit der Methode konnte in den Versuchen innerhalb kurzer Zeit eine Nanofilm-Bibliothek mit ca. 2.000 Nanomustern erstellt werden, wobei unterschiedlichste Zucker, Zusatzstoffe und Laserparameter studiert wurden.

Durch zwei Scan-Methoden kann die Mikro-/Nanostruktur dieser nicht kopierbaren Zuckermuster schnell und unabhängig voneinander ausgelesen werden: Fluoreszenz-Scan und Topographie-Scan. Mit dem richtigen Rezept produziert, belegen beide Scan-Methoden die sehr hohe Zufälligkeit der Muster, was wichtig für die Funktion als Kopierschutz ist. Je komplizierter und unberechenbarer ein Muster ist, desto schwieriger ist es zu kopieren. Die Kombination beider Scan-Methoden verbessert die Fälschungssicherheit (PUF = physical unclonable function) deutlich. Mit dem Verfahren könnten auf 1 mm² bis zu 10 hoch 63.000 verschiedene Varianten erzeugt werden. Zum Vergleich, die Anzahl der Atome im Universum beträgt ungefähr 10 hoch 89.

Literatur

[1] OECD (2020): Impact of counterfeit medicines: www.oecd-ilibrary.org/sites/ ad927008-en/index.html?itemId=/content/ component/ad927008-en

[2] securPharm e. V. (2020): Faktenblatt: https:// www.securpharm.de/wp-content/uploads/ 2020/05/2020-05-14-Faktenblatt-Arzneimittelfälschungen-1.pdf

[3] Europäische Kommission (2019): Factsheet: ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/MEMO_19_802

[4] Junfang Zhang, Yuxin Liu, Christian Njel, Sebastian Ronneberger, Nadezda V. Tarakina, Felix F. Loeffler. An all-in-one nanoprinting approach for the synthesis of a nanofilm library for unclonable anti-counterfeiting applications. Nature Nanotechnology (2023). doi.org/10.1038/s41565-023-01405-3

Erstmals erschienen in: TiB Ausgabe 05/2023 SEP/OKT

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